Ich liebe Theater, Tanz und Sprachen!

Wie alles begann 

Ich machte schon während meiner Schulzeit bei sämtlichen Theaterprojekten mit, die sich mir boten.

Besonders faszinierte mich aber eine Unterrichtsepisode in der 11. Klasse im Deutschunterricht: Wir lasen Goethes Faust (“Mein schönes Fräulein…”) und einer plötzlichen Eingebung unseres Deutschlehrers zufolge, durfte ich  hinter dem Tisch hervorkommen und die Gretchen-Szene mit einer Mitschülerin nachspielen. Ich war völlig begeistert!

Studium sowie Lehr- und Wanderjahre

Nach einem Auslandsjahr in Spanien sprach mich Kulturwissenschaften und ästhetische Praxis in Hildesheim (1996-2002) an. Mein Schwerpunkt war dabei (natürlich) Theater. Nach vielen tollen Erfahrungen und auch meinem Abschluss, ging ich zunächst für knapp fünf Jahre nach Madrid. Dort führte ich mit einer freien Theatergruppe zu den Themen ‘Migration’ und ‘unser gesellschaftliches Miteinander’ Regie. Es entstand ein Straßentheaterstück mit dem Titel ‘Más’ (Mehr).

Begeistert hatte mich auch immer die Commedia dell’arte, also nahm ich auch die Gelegenheit wahr, bei Carlo Boso eine Fortbildung zu machen.

Weiterhin wirkte ich bei Theater- und Tanzfestivals vor, hinter und auch auf der Bühne mit, hauptsächlich übersetzte ich beim technischen Auf- und Abbau und war immer wieder in der Künstlerbetreuung aktiv. Ich unternahm in Spanien auch meine ersten Schritten als Deutsch als Fremdsprache-Lehrerin an der Tandem-Schule Madrid, wo ich für mich die Verbindung Sprachenunterricht mit Theaterspiel entdeckte. Angeregt wurde das durch die Vermittlung von Suggestopädie in der internen Tandem-Ausbildung (Danke Birgit!). Unsere Sinne sind für das Lernen wesentlich! Sprache kann so erlebt werden und es macht auch noch viel Spaß!

Zusätzlich machte ich eine Ausbildung zur Entspannungspädagogin, mit dem Schwerpunkt Autogenes Training.

Sprachenlernen wird mit Theater verknüpft

2008 rief ich dann, zurück in meiner Heimatstadt Göttingen, an der Uni den Kurs Deutsch lernen durch Theaterspiel ins Leben. Hier konnte ich nun meine eigene Begeisterung für das Theaterspiel im Unterricht einfließen lassen: mit verschiedenen Theaterübungen, Szenenentwicklungen und Präsentationen wurde Sprache in diesem Kurs tatsächlich erlebt und effektiv weiterentwickelt. Die Teilnehmenden bekamen ein Gespür für Wort-Geste-Emotion, überwanden ihre Sprechhürden, wurden mutiger und hatten Spaß an der deutschen Sprache. Zudem konnten sie sich in diesem Kurs persönlicher einbringen und Facetten an sich selbst wahrnehmen, die so in regulären Kursen nicht zum Vorschein kamen. Immer wieder bestätigten mir KollegInnen, dass sie diese Studierenden noch nie so lebhaft gesehen hätten.

Zusätzlich absolvierte ich in der ersten Zeit als DaF-Dozentin einen Fernstudienkurs an der Uni Kassel zu Methodik und Didaktik DaF/DaZ und machte später auch eine Fortbildung zur freien Erzählerin bei Erzählkunst e.V. in Berlin. Dies verhalf mir zu wichtigem Sprechwerkzeug u.a. bei Märchen, die mich immer wieder berühren und gut im Sprachunterricht einzusetzen sind.

Forschungszeit

2019 promovierte ich, nach wirklich längerer Überlegung, da ich mich eher als Praktikerin, denn als Theoretikerin verstehe, zum performativ-ästhetischen Unterrichtsvorgehen an der FU Berlin bei Prof. Almut Hille und Prof. Manfred Schewe. Das Verfassen meiner Doktorarbeit bedeutete für mich eine intensive Auseinandersetzung mit dieser Thematik und vor allem mit meinem eigenen Kurs. Ich lernte dieses lebendige Miteinander im Kurs, die gute Atmosphäre und mein eher intuitives Arbeiten in Worte zu fassen und zu begründen. Meine Doktoreltern, so muss ich sie nennen, waren für mich unglaubliche Coaches, die mich dahin gebracht haben, genauer hinzuschauen, immer wieder zu hinterfragen und konkret zu werden. Dadurch hat sich mein Blick und meine Wahrnehmung erweitert und ich habe nun deutlicher vor Augen, inwiefern Theaterspiel einen positiven Effekt auf den Sprachlernprozess hat.

Mit meiner Praxiserfahrung und meinen Studien bin ich regelmäßig auf Konferenzen (z.B. Scenario in Cork (Irland) oder DIE-Days) aktiv, wo immer ein spannender Austausch sowie verschiedene Workshops stattfinden.

Der große Schritt

Seit Herbst 2021 verwirkliche ich nun meinen Traum, als freiberufliche Theaterpädagogin und DaF/DaZ-Dozentin, kurz als ‘teaching artist’ aktiv zu sein. Ich verstehe mich als unterrichtende/begleitende Künstlerin und Sprach-Coach.

Ich gebe nun diverse Workshops in Göttingen, aber auch viel in Hannover, Hildesheim und Berlin und habe im August 25 ein größeres Projekt mit dem Landesverband Theaterpädagogik Niedersachsen zur Implementierung von Theaterpädagogik in Sprachkursen gestartet.

Es ist nicht immer leicht, selbständig zu sein, da Vieles wie die Krankenversicherung und Rente nun selbst bezahlt werden müssen bzw. die KSK-Aufnahme schwieriger ist als gedacht und mein Einkommen nicht regelmäßig ist, doch diese Arbeit und weitestgehende Selbstbestimmtheit begeistern mich.